Brücke ist keine Übergangslösung mehr

Der Radweg auf der Eisenbahnbrücke wird gerne genutzt. Foto: Ulrich von Mengden
GUSTAVSBURG - Es herrscht trübes, nasskaltes Herbstwetter am Donnerstagvormittag. Dennoch wird die Eisenbahnbrücke von Gustavsburg nach Mainz von Radfahrern gut genutzt. Das unterstreicht die Bedeutung dieses in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch die MAN errichteten Brückenbauwerks für den ökologisch nachhaltigen Nahverkehr. Auch Jogger kommen vorbei, die auf dem beliebten Dreibrücken-Rundkurs, zu dem auch die Theodor-Heuss-Brücke und die Kostheimer Mainbrücke gehören, unterwegs sind.
Lange gibt es Streit wegen Kostenübernahme
In den vergangenen Jahren und Monaten bewegten sie sich allerdings nicht ohne Gefahren auf dem Abschnitt der Vorlandbrücke, die die Mainspitze überspannt. Nachdem vor rund zehn Jahren im Zuge der Brückensanierung Rad- und Fußweg verbreitert wurden, wodurch sich unproblematischer Begegnungsverkehr ermöglichte, traten schon bald Schäden an dem neuen Belag auf. Die Bahn und die Mainzer Stadtverwaltung konnten sich untereinander und auch mit den bauausführenden Firmen lange nicht zur Frage einigen, wer die Kosten übernimmt.
Lange Zeit mussten Brückennutzer mit einer Behelfslösung zurechtkommen. Die Stadt Mainz als Verantwortliche für die Verkehrssicherheit ließ Gummimatten zur Abdeckung der Belagsschäden auslegen. Die brachten Rutschgefahr bei Nässe mit sich oder stellten sich bei Wind und durch „Dummejungenstreiche“ auf.
VERBREITERUNG
Die damalige Gemeinde Ginsheim-Gustavsburg setzte sich verstärkt für die Verbreiterung des Rad- und Fußweges auf der Eisenbahnbrücke im Jahr 2008 ein.
Die Kosten dafür, an denen sich auch die Stadt Mainz, der Bahn AG, das Land Hessen und der Kreis Groß-Gerau beteiligten, wurden auf rund eine Million Euro beziffert. (uli)
Die Kosten dafür, an denen sich auch die Stadt Mainz, der Bahn AG, das Land Hessen und der Kreis Groß-Gerau beteiligten, wurden auf rund eine Million Euro beziffert. (uli)
„Ich bin zweimal gestürzt und musste im Krankenhaus untersucht werden“: Marianne Neuroth gehört zu den Leidtragenden der Behelfslösung. Bei Wind und Wetter pendelt sie täglich von Gustavsburg über die Brücke zu ihrer Arbeitsstelle beim Katholischen Klinikum in Mainz. Sie kannte die Brücke schon, als die Fahrbahnbreite noch wesentlich schmaler als heute war. Da war sie mit ihren Kindern im Hänger unterwegs und musste jedes Mal absteigen, wenn ihr andere Radfahrer oder Fußgänger entgegenkamen. Insofern ist sie sehr erleichtert, dass die Fahrbahn verbreitert und nun auch wieder verkehrssicher befahrbar gemacht wurde.
Nach langem behördlichem Hickhack, in das sich auch die Stadtverwaltung in Ginsheim-Gustavsburg mit einem Dringlichkeitsersuchen eingemischt hatte und sich sowohl der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) wie auch die Fraktion der Bündnisgrünen zu Protesten auf der Brücke versammelten, ist nun seit ein paar Wochen die Brücke wieder ungehindert befahrbar.
Die Stadt Mainz hat im September unter Kostenbeteiligung der Bahn AG für rund 100 000 Euro den Belag auf rund 300 Meter Fahrstrecke erneuert. Dafür musste die Brücke in diesem Abschnitt für rund vier Wochen gesperrt werden.
Sabrina Gitter, die ebenfalls täglich von Gustavsburg mit dem Rad zu ihrer Arbeitsstelle im Fort Malakoff pendelt, erinnert sich noch gut daran, wie mühsam es war, das Fahrrad über die behelfsmäßigen Treppenaufbauten aus einer Stahlrohrkonstruktion nach oben schleppen zu müssen. Älteren Radfahrern habe sie dabei mehrfach geholfen. Jetzt ist sie umso mehr froh, dass man wieder problemlos zwischen Gustavsburg und Mainz auf dem Brückenradweg fahren kann.