Jochen Frickel legt mit „Villa Clementine“ einen neuen Roman vor

Der historische Krimi von Jochen Frickel, „Villa Clementine“, lehnt sich an die reale Begebenheit des „Wiesbadener Prinzenraubs“ im Jahr 1888 an. Foto: Ulrich von Mengden   Foto: Ulrich von Mengden
© Foto: Ulrich von Mengden

Der Bischofsheimer Autor Jochen Frickel hat einen neuen Thriller vorgelegt. Nach seinem Kriminalroman „Kraft des Stromes“, der zu den Ginsheimer Schiffsmühlen im Jahr 1898...

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BISCHOFSHEIM. Der Bischofsheimer Autor Jochen Frickel hat einen neuen Thriller vorgelegt. Nach seinem Kriminalroman „Kraft des Stromes“, der zu den Ginsheimer Schiffsmühlen im Jahr 1898 führt, sind es erneut historische belegbarer Ereignisse, die den Schriftsteller fesseln. Frickel verlegt seine Handlung diesmal ins Jahr 1888 ins mondäne Wiesbaden, wo die großen Potentaten Europas gerne einmal zur Kur weilen.

Tatsächliche Ereignisse und fiktive Figuren

Die serbische Königin Natalija ist mit ihrem Kronprinzen Aleksander zu Gast, weil dieser hier seine Schulausbildung erhalten soll. Unrecht ist der Mutter der Aufenthalt fern ihrer Heimat nicht, denn die Ehe mit ihrem despotischen Gatten König Milan ist heillos zerstritten. Zentrum dieses „Polit-Thrillers aus Wiesbaden“ ist die Villa Clementine, die dem 344 Seiten starken Werk auch den Titel gibt.

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Die Handlung kommt in Fahrt, weil Prinz Aleksander vom Vater und dessen Geheimdienst wieder zurückgeholt werden soll, weil der Ehemann sich von der Gattin scheiden lassen will und den Thronfolger für sich beansprucht. Ein Vorgang, der ganz Europa in Atem hält und zu diplomatischen Verwicklungen auf höchster Ebene führt.

Seine Spannung bezieht der historische Krimi, der sich auf die reale Begebenheit des „Wiesbadener Prinzenraubs“ bezieht, durch die Verflechtung tatsächlicher Ereignisse mit fiktiven Figuren. So ist ein Journalist ebenso frei erfunden wie die Damen in der Gefolgschaft der serbischen Königin oder die Untergrundorganisation „Schwarze Spinne“. Der hauptsächliche Handlungsstrang reicht von Belgrad über Wien bis in die hessische Kurstadt. Der Leser erfährt, wie der Kronprinz nach einigen Verwicklungen doch wieder zurück zum Vater muss und erlebt ein verblüffendes Finale, bei dem sich entscheidende Ereignisse als heimtückische Inszenierung entpuppen.

Neben seiner Krimihandlung mit klassischen Zutaten wie Mord, Gewalt, Liebe, Sex und Politik, zeichnet Frickel ein Sittenbild des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Es wird mit den Waffen geklirrt, was schon bald in fürchterliche Kriege münden sollte. Es herscht bedingungsloser Gehorsam gegenüber den Obrigkeiten, das Beamtentum schleimt sich bei Militär und Adel ein und bricht sein Wort schneller als der Tag wechselt. Die Presse wird zum Spielball übergeordneter Interessen und die Wahrheit wird je nach Interessenlage manipuliert. Was gilt da schon der verzweifelte Kampf einer Mutter um ihren Sohn.

Frickel schreibt in ungekünstelter Sprache, zeichnet knackige Figuren und entwirft kurzweilige Dialoge, bei denen er des Öfteren auch zum Stilmittel der Mundart greift. Als unnötiges Beiwerk erscheint eine kurze Rahmenhandlung in der ohnehin schon aus vielen Personen komplex genug konstruierten Geschichte mit einem zeitgenössischen Archäologen, der als Frauenheld auftritt.