Ökomodellregion-Süd: Alisa Barth sieht bessere Chancen im Odenwald als in der Rheinebene, weil Letztere von Spargel und Erdbeeren dominiert wird.
HEPPENHEIM. Mit einer guten Vermarktungsaussicht würde sich mancher Bauer oder manche Bäuerin für eine Umstellung auf Öko gewinnen lassen. Diese Auffassung vertritt Alisa Barth, Mitarbeiterin der Ökomodellregion-Süd wie auch der Kreisverwaltung in Heppenheim. Barth war als Referentin zu einem virtuellen Treffen von Klimabündnis Bergstraße eingeladen.
Absatzchancen sind Barth zufolge nur ein Puzzlestück von mehreren. In bestimmten Bereichen sei noch eine passende Weiterverarbeitung nötig. Zum Beispiel, dass Bio-Milch auch in einer Bio-Molkerei und -Käserei weiterverarbeitet werde. Oder dass Kartoffeln und Gemüse so weiterverarbeitet werden, dass Caterer die Produkte handelsüblich verwenden und das daraus zubereitete Essen an Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas und Schulen ausliefern können. Oder dass es Betriebe gibt, die Tierhälften zerlegen und das Ökofleisch ebenfalls an Caterer oder Restaurants liefern können. Der Kreis Groß-Gerau habe sich zum Beispiel zum Ziel gesetzt, den Öko-Anteil bei der Gemeinschaftsverpflegung auf 80 Prozent zu erhöhen.
Alisa Barth arbeitet seit Anfang 2021 für die Ökomodellregion-Süd. Bei den Ökomodellregionen handelt es sich um ein Programm des Landes Hessen, das damit den Anteil des Öko-Landbaus bis 2025 auf 25 Prozent erhöhen will. Zurzeit liegt er Barth zufolge bei 13 Prozent, die 25 Prozent seien somit ein sehr ambitioniertes Ziel.
Barth erläuterte, dass sich in der Rheinebene wegen der recht lukrativen Sonderkulturen für Spargel und Erdbeeren die Bereitschaft zu einer Umstellung auf ökologischen Landbau schwieriger gestaltet. Demgegenüber böte der Odenwald, durch seine Grünlandflächen und die kleineren Betriebe, mehr Potenzial für eine Umstellung. Dort stehe die Viehzucht mehr im Vordergrund. Barth geht davon aus, dass es auch im Raum Bensheim, Heppenheim oder Lorsch eine Chance für mehr Bioanbau gibt, etwa wenn Biogemüse im Rahmen einer solidarischen Landwirtschaft angeboten würde. Eine weitere Chance wäre Barth zufolge auch die Entscheidung von Kommunen, ihre landwirtschaftlichen Flächen bevorzugt an ökologisch wirtschaftende Bauern zu verpachten, wie es beispielsweise die evangelische Kirche schon macht.
Auf dem Weg zu mehr Ökolandwirtschaft findet es Barth auch hilfreich, wenn Betriebe ihre Wirtschaftsweise umstellen auf „regenerative oder aufbauende Landwirtschaft“, auch wenn sie sich nicht biozertifizieren lassen. Allerdings werden nur Betriebe auf der Webseite www.oekomodellregionen-hessen.de gelistet, die ihre ökologische Bewirtschaftung mit einem Zertifikat nachweisen können.
Auf eine Frage, wie das Interesse nach „Agri-PV“ bei den Biolandwirten in der Region ist, antwortete Barth, dies sei ein langsames Herantasten. Unter Agri-PV versteht man, dass die Fotovoltaik-Anlagen so hoch oder in größerem Abstand senkrecht angebracht werden, dass nur ein kleiner Bruchteil der Fläche dafür verbraucht wird und somit landwirtschaftliche Nutzung und Energiegewinnung auf ein und derselben Fläche praktiziert werden kann.