Bei großen Waldbränden hilft auch die Polizei

Ausbildung zu Feuerwehr-Brandbeobachter
© Boris Roessler/dpa

Schwere Waldbrände sind auch ein Alarmfall für die Piloten der hessischen Polizeifliegerstaffel. In diesem Jahr half der Regen, doch falls die Wälder ausgedörrt sind, wird aus...

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Frankfurt/Mainz-Kastell (dpa/lhe) - . Zu warm, aber auch vergleichsweise nass ist der Sommer in diesem Jahr in Hessen gewesen - das hat die Waldbrandgefahr etwas eingedämmt. Bis Ende August mussten die Feuerwehren im Bundesland zu 50 Bränden in Wäldern, auf Feldern oder Wiesen ausrücken, bei denen die Gefahr einer weiteren Ausdehnung bestand, wie das hessische Innenministerium der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Betroffen war eine Fläche von rund 20 Hektar - damit verlief der Sommer weit glimpflicher als im Vorjahr: 2022 war mit 264 Waldbränden und einer abgebrannten Fläche von rund 122 Hektar ein Negativrekord erreicht worden.

Um einen Brand auszulösen, der große Waldflächen vernichtet, braucht es bei großer Trockenheit nicht viel. Für die Feuerwehr ist ein solcher Großbrand stets eine besonders große Herausforderung. In Hessen gibt es auch Unterstützung durch die Polizei - genauer gesagt durch die Polizeifliegerstaffel. „Wenn es extrem heiß ist und wir die höchste Waldbrandstufe haben, dann können die Luftraumbeobachter mitfliegen“, sagt Jens Geiser von der Polizeifliegerstaffel der hessischen Polizei über die Zusammenarbeit. „Wir sind zwar mit zwei Piloten unterwegs in der Regel, aber sechs Augen sehen halt mehr als die vier.“ Die Waldbrandstreife werde mit den Flugzeugen geflogen, um Waldbrände möglichst in der Entstehung aufzuklären und dann Einsatzkräfte schnell darüber zu informieren und heranzuführen.

Bei den Luftraumbeobachtern handelt es sich um Feuerwehrleute, die in speziellen Kursen für diese Aufgabe ausgebildet wurden - nicht nur für Ereignisse wie Waldbrände, sondern beispielsweise auch das Erkennen von Gewässerverunreinigungen aus der Luft.

Spektakuläre Großeinsätze, die mitunter tagelang dauern, hat es in den hessischen Wäldern in den vergangenen Jahren wiederholt gegeben - zuletzt im Juni im Altköniggebiet im Taunus. Insgesamt fielen nach Angaben des Wiesbadener Innenministeriums rund 3500 Festmeter Holz den Flammen zum Opfer. „Der geschätzte Gesamtschaden betrug rund 692.000 Euro“, so ein Ministeriumssprecher zur Schadensbilanz des Vorjahres.

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Die Waldbrandstreife aus der Luft hat einen großen Vorteil: Ein Brand ist leicht zu erfassen, solange er noch klein und relativ leicht zu löschen ist. „Oft kriegt die Feuerwehr das Feuer ja erst mit, wenn die große Rauchsäule zu sehen ist - dann ist der Schaden natürlich sehr groß und der Einsatz sehr schwierig“, sagt Geiser. In Hessen ist der unterstützende Einsatz zur Brandbekämpfung aus der Luft in einem Sonderschutzplan geregelt, der alle wichtigen Verfahrensschritte von der Anforderung eines Hubschraubers der Landes- oder Bundespolizei bis hin zur Einsatzstellenorganisation beinhaltet.

Der Einsatz von Hubschraubern zur Unterstützung der Waldbrandbekämpfung am Boden sei im Hessischen Katastrophenschutz in hervorragender Zusammenarbeit mit der Landes- und Bundespolizei seit Jahren ein gut etabliertes und routiniertes Verfahren, das regelmäßig geübt werde, betont ein Sprecher des Hessischen Innenministeriums.

Seit Beginn der Kooperation mit den Polizei-Fliegerstaffeln wurden in Hessen insgesamt 1250 Abwürfe von Löschwasser bei Waldbränden durchgeführt. Dabei umfasst ein Abwurf aus dem so genannten Bambi-Bucket zwischen 600 bis 800 Litern Wasser.

„Im reinen Löscheinsatz, wenn wir wirklich mit Wasser vor Ort sind, nehmen wir normalerweise keine Feuerwehrleute in der Maschine mit“, so Geiser. Das mache auch keinen Sinn - schon allein wegen des zusätzlichen Gewichts an Bord. Dadurch könne dann auch weniger Wasser mitgenommen werden. Sinn mache es dagegen, wenn insbesondere die Einsatzleiter bei den Aufklärungsmissionen mitfliegen.

„Wir haben ja im Hubschrauber die Möglichkeit, mit dem Feuerlöschbehälter zu fliegen, also einfach direkt zu löschen im Einsatz. Und wir haben die Möglichkeit, mit der Wärmebildkamera den Brandbereich aufzuklären.“ Dank der Wärmebildkamera lassen sich Brandherde erkennen - aber auch aufgeheizter Boden, in dem sich das Feuer ausbreiten kann. „Das kann man mit dem bloßen Auge nicht sehen.“

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Auch wenn es in den vergangenen Wochen reichlich geregnet hat - Feuerwehren und Fliegerstaffel haben eine Zunahme der Waldbrände in den vergangenen Jahren verzeichnet. Vor allem das vergangene Jahr sei sehr intensiv gewesen, sagt Geiser mit Blick auf den Waldbrand in Münster bei Dieburg, wo 34 Hektar Waldfläche im Gebiet eines ehemaligen Munitionslagers aus dem 2. Weltkrieg brannten. „Da hatten wir fünf Tage, an denen wir jeden Tag an die zehn Stunden geflogen sind im Löscheinsatz. Das war schon speziell.“

Zudem muss das Verfahren des Löscheinsatzes mit den am Hubschrauber hängenden „Bambi Buckets“ regelmäßig geübt werden - meist im Frühjahr, damit in der eigentlichen Waldbrandsaison im Sommer alle Teams zur Verfügung stehen. „Das ist schon definitiv eine Herausforderung“, sagt Geiser - insbesondere angesichts der eher „übersichtlichen“ Flotte der Staffel, von denen eine Maschine immer rund um die Uhr als Einsatzmaschine für Polizeiaufgaben zur Verfügung stehen müsse. Wenn es tatsächlich brenne und alle Kräfte gebraucht würden, gebe es allerdings dank einer Kooperation mit Rheinland-Pfalz notfalls Unterstützung von deren Fliegerstaffel.