Wissenschaftler fordern mehr Recycling von Plastik

Plastik an einem Strand im Golf von Thailand: Wissenschaftler wollen dafür sorgen, dass Kunststoffe verstärkt zurück in den Stoffkreislauf gelangen. Archivfoto: dpa

Bei einem Kolloquium am Institut für Kunststofftechnik der Hochschule Darmstadt ging es auch um die Umweltverschmutzung durch Plastik.

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DARMSTADT. Plastik ist nicht so schlecht, wie sein Ruf – das deutlich zu machen und fundiert zu argumentieren, hatten sich am Freitag Experten und Branchenvertreter im Institut für Kunststofftechnik der Hochschule Darmstadt zum Ziel gesetzt. Dort fand zum 30. Mal das Darmstädter Kunststoff-Kolloquium statt. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Forschungsgesellschaft Kunststoff (FGK) in Kooperation mit der Hochschule Darmstadt sowie dem Kunststoffinnovationsnetzwerk der IHK Darmstadt.

Bei der Veranstaltung sprachen zunächst Vertreter von Industrie, Politik und Forschung über das umstrittene Material, stets unter dem Blickpunkt der Nachhaltigkeit, die für das Kolloquium das Leitwort bildete. Denn die Diskussion um Kunststoff – vor allem um seine Nachteile – ist auch in der breiten Öffentlichkeit aktuell.

In Zeiten des steigenden Umweltbewusstseins bestimmen auch Bilder von plastikverschmutzten Stränden und Meeren die Wahrnehmung – das Material hat allgemein einen schlechten Ruf. Oft aber zu Unrecht, finden die Teilnehmer des Kolloquiums: „Wir haben das Gefühl, in letzter Zeit ein regelrechtes Werkstoff-Bashing in Bezug auf Kunststoff zu erleben“, erklärt Professor Jürgen Wieser, Geschäftsführer der FGK sowie Professor am Institut für Kunststofftechnik der HDA. „Unsere Studenten sind teilweise geradezu in Verteidigungsposition und müssen sich immer wieder erklären, warum sie denn Kunststofftechnik studieren.“ Das führt Wieser auf die unausgewogene Wahrnehmung des Stoffes in der Öffentlichkeit zurück. Ziel des Kolloquiums sei es deshalb, „Kommunikation zu ermöglichen und Argumente auszutauschen, die auch zeigen, was wir eigentlich an dem Wertstoff haben.“ Man wolle insgesamt ein objektiveres Bild zu Plastik schaffen, denn, so Wieser: „Es gibt fast keine wichtige technische Entwicklung der letzten Jahrzehnte, bei der Kunststoff keine Rolle gespielt hat.“

Hierüber herrschte auch bei der abschließenden Podiumsdiskussion Einigkeit: Ohne Kunststoff gehe es nicht mehr, kein anderes Material verfüge über dessen positive Eigenschaften. Dass Plastik als solches als die Umweltsünde schlechthin gelte, sei dagegen nicht gerechtfertigt. Von „vielen Missverständnissen“ in Bezug auf Kunststoff sprach im Laufe der Diskussion beispielsweise Dr. Petra Meyer-Ziegenfuß vom Hessischen Umwelt-Ministerium und sagte in diesem Zusammenhang: „Es bringt nichts, statt der Plastiktüte immer die Papiertüte zu nehmen.“ Solche Fehlwahrnehmungen seien dem schlechten Image des Stoffes geschuldet, hätten mit tatsächlichem Umweltbewusstsein aber nichts zu tun.

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Viele Teilnehmer des Kolloquiums beklagten im Rahmen der Diskussion das fälschliche Verteufeln von Kunststoff. Diskussionsteilnehmer Dr. Joachim Clauss von der BASF kritisierte in diesem Zusammenhang auch die unausgewogene Medienberichterstattung, die den Verbraucher schlecht über die Vor- und Nachteile des Stoffes informiere. Mehrfach wurden deshalb im Laufe der Diskussion mehr und bessere Kommunikation und differenziertere Aufklärung in Bezug auf Kunststoff gefordert.

Einigkeit herrschte aber auch über das große Problem der Plastikverschmutzung durch Verpackungsmüll: Immer wieder diskutierten die Teilnehmer, wie es möglich sei, mehr Kunststoff zu recyceln und dafür zu sorgen, dass der Wertstoff verstärkt zurück in den Stoffkreislauf gelangt. Joachim Clauss sagte hierzu, die Plastikverpackung sei „an sich der richtige Weg“. Aber, so Clauss, insgesamt seien viele Verpackungen zu kleinteilig oder in ihrer Form unnötig. Und: „Die Recycling-Fähigkeit muss optimiert werden.“