Rehberg: Hertha BSC und das Vorhaben Big City Player
125 Millionen Euro hat Investor Lars Windhorst in den Hauptstadtclub Hertha BSC gesteckt. Der Berliner Verein soll ein Big City Player werden wie die Clubs in London, Paris oder Rom. Unser Kolumnist Reinhard Rehberg beäugt das Vorhaben kritisch.
Hertha-Manager Michael Preetz (l) und Präsident Werner Gegenbauer im Gespräch.
(Foto: dpa )
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Eine der fetten Überschriften zu diesem Thema lautete: „Die Alte Dame schwimmt im Geld.“ Die Rede war und ist von Hertha BSC. 125 Millionen Euro hat der Geldjongleur Lars Windhorst in den Berliner Bundesligisten gesteckt. Dafür hat seine Firma 37,5 Prozent der Anteile an dem Fußball-Unternehmen Hertha BSC KGaA erworben. Irgendwann sollen weitere 100 Mios. fließen, für eine Aufstockung auf 49,9 Prozent Anteile. Die Hertha soll ein Big City Player werden, vergleichbar mit den berühmten Klubs in London, Paris oder Rom.
Im Geld schwimmt die Hertha nicht. Die „Alte Dame“ hat jetzt in der Kaderplanung einen größeren wirtschaftlichen Spielraum, das ja. Auf der anderen Seite weist der Klub einen Schuldenstand von 117 Millionen aus, davon 46 Mios. Bank-Verbindlichkeiten. Laut Sportdirektor Michael Preetz soll die Windhorst-Kohle auch zur Senkung des Schuldenstandes genutzt werden.
Dazu kommt: Wir reden hier von einer Einmalzahlung. 125 Millionen sind in dieser wilden und überhitzten Fußballbranche schnell ausgegeben. Wenn die Hertha nun beim Einkauf in Regalfächer mit teureren und besseren Spielern greifen kann, dann geht damit einher, dass diese Qualitätsspieler auch mehr verdienen wollen. Preetz kommt nicht umhin, auch seinen Personaletat aufzupumpen. Die deutliche Steigerung der Personalkosten nachhaltig zu bedienen, das wird eine interessante Aufgabe sein. Auch vor dem Hintergrund, dass die Hertha in den kommenden Jahren noch ein neues Stadion bauen will.
Entwicklung hin zu einem Spitzenklub, der sich ambitioniert und verlässlich Richtung Champions League bewegt? Das braucht Zeit. Das ist mit Einmalzahlungen in dieser Größenordnung nur schwer zu realisieren. Die Investorenkohle ist in drei Jahren ausgegeben. In diesem Zeitrahmen lässt sich aus einem Mittelmaßkader kein Spitzenkader formen. Vom Leipziger Investitionsvolumen des Red-Bull-Konzerns auf dem relativ flotten Weg in die CL ist die Hertha auf jeden Fall sehr weit entfernt.
Welches Ziel der Unternehmer Lars Windhorst verfolgt, das ist klar. Er will Geld verdienen. Das einstige Wunderkind, das als Teenager schon Millionär war, zum Berater der Bundeskanzlerin aufstieg, später zwei Firmenpleiten und eine Privatinsolvenz produzierte, hat nicht öffentlich gemacht, woher der in Berlin investierte Zaster stammt. Windhorsts neue Firma investiert das Geld reicher Leute in kriselnde Wirtschaftsunternehmen, die aufgehübscht und möglichst mit Gewinn verkauft werden. Das ist das Geschäftsmodell. Zum Portfolio gehört nun auch die Hertha.
Geduld steht in der Regel nicht unbedingt an der Spitze von Geldvermehrungsstrategien. Bei welchen reichen Leuten und mit welchen Versprechungen in der Gewinnerwartung hat Windhorst die 125 Millionen eingesammelt? In welcher Größenordnung und in welchem Zeitrahmen muss Windhorst mögliche Gewinne im Interesse seiner Geldgeber realisieren? Das ist nicht bekannt. Wird der Investor an möglichen Umsatzsteigerungen/Gewinnen der Hertha direkt beteiligt? Das ist nicht bekannt. So lange diese Fragen nicht beantwortet sind, lassen sich die Zukunftsaussichten der Hertha nicht seriös bewerten.
In diesem Moment verfügt Preetz über mehr Kohle als in den vergangenen Jahren. Das steht fest. Die anstehenden Transfers müssen passen. Das ist auch mit einem besser gefüllten Einkaufsbeutel keine Selbstverständlichkeit. Und letztlich wird es dann vom neuen Trainer Ante Covic abhängen, ob er den Klub unter die ersten Sechs in der Tabelle manövrieren kann in absehbarer Zeit. Dann steigt der Wert der Berliner Kommanditgesellschaft auf Aktien. Und erst dann kann Windhorst seine Anteile mit Gewinn weiterverkaufen. Sofern gut betuchte Interessenten auf der Matte stehen. Ein Spekulationsgeschäft. Das nicht jedem Fußballanhänger gefällt.