In der zweiten Staffel der düsteren Alpensaga auf Sky kehrt ein tot geglaubter Publikumsliebling zurück.
. Sadistische Mörder, finstere Berge, verschneite Wälder: Die erste Staffel der düsteren Alpensaga „Der Pass“ gewann etliche Preise – das lag nicht zuletzt an der Spitzenleistung von Nicholas Ofczarek als verwahrlostem, bärbeißigem Kommissar Gedeon Winter. Groß war der Schock für Fans der 2019 gestarteten Krimiserie, als er im Finale scheinbar von einem Attentäter erschossen wurde, doch Winter hat zum Glück überlebt und ist in der zweiten Staffel wieder dabei. Auch in den neuen Folgen geht es wieder finster, schicksalsschwer und blutig zu: Als in der deutsch-österreichischen Grenzregion eine 18-jährige deutsche Touristin brutal ermordet wird, geht eine Sonderkommission in den Alpen auf die Jagd nach dem bestialischen Killer.
Mit einigen frischen Figuren, aber im selben Stil erzählt wie die erste Staffel, setzen die acht neuen Episoden (Regie und Buch: Cyrill Boss und Philipp Stennert) auf das bewährte Erfolgsrezept. Gedeon Winter und seine deutsche Kollegin Ellie Stocker (Julia Jentsch) sind noch schwer von ihren Erlebnissen bei der Jagd auf den „Krampuskiller“ gezeichnet. Die Ermittlerin wäre damals beinahe gestorben und ist so schwer traumatisiert, dass sie von Schreckensvisionen gepeinigt wird – bei einem Einsatz etwa zielt sie kopflos mit geladener Waffe auf einen Kollegen und ein Verhör mit einem Verdächtigen entgleist völlig. Winter wiederum steckt noch eine Kugel aus der Waffe des Attentäters im Kopf, deshalb ist er für den regulären Dienst ungeeignet. Weil er aber unbedingt den Frauenmörder jagen will, wird er als Berater ins Boot geholt. Die deutsche Nachwuchspolizistin Yela Antic (Franziska von Harsdorf) wird ihm zur Seite gestellt, und aus anfänglicher Ablehnung wird beim widerspenstigen Winter bald Zuneigung zu ihr.
Sehr allmählich, mit elegischen Bildern, schildern die ersten Folgen (rasanter und spannender wird es erst ab der vierten Episode), wie sich das Grauen anbahnt: Es röhrt der Hirsch, es rauscht der Bach, und im Wald, da sind die Mörder. Der Tierpräparator Manni (Erol Nowak) liest einer kranken Frau eine Sage von einem Wilderer vor, der sein gutes Herz an den Mammon verliert – ein parabelmäßiger Ausblick auf die folgenden Ereignisse. Manni ist der Handlanger zweier reicher Brüder aus einflussreichem Haus: Der verklemmte Alexander (Dominic Marcus Singer) ist Klaviervirtuose und Tierquäler, sein älterer Bruder Wolfgang (Christoph Luser) hat sich dem Bauunternehmen der Familie verschrieben. Alle drei sind Jäger, und als einer der Brüder zum Mörder wird, überschreiten die anderen alle Grenzen, um ihn zu schützen.
Der Zuschauer weiß recht früh, wer die Bestie ist, der die 18-Jährige mit einem Messer zu Tode gefoltert hat, die Frage ist, wie die Ermittler ihn erwischen – und welchen Leidensweg sie dabei selber beschreiten müssen. Als weitere Mädchen sterben, entwickelt sich die Serie zu einem vielschichtigen Psychodrama um Schuld, Verrat und falsch verstandene Loyalität. Die Handlung ist in kälteklirrende, farblos graue Bilder eingebettet. „Der Pass“ basiert lose auf dem dänischen Welterfolg „Die Brücke“, die Serie ist quasi die alpine Antwort auf das erfolgreiche „Nordic Noir“-Genre und entwickelt auch in der zweiten Staffel einen Sog. Das Finale lässt vermuten, dass es eine dritte Staffel geben wird.