Worms: Laute und „Al Oud“ im gekonnten Zusammenspiel
Von Viktoria Selbert
Al Oud und Laute im Zusammenspiel – eine zum Teil wilde Mischung von Tönen, die ein faszinierendes Klangspektrum ergaben. Foto: photoagenten/Alessandro Balzarin
( Foto: photoagenten/Alessandro Balzarin)
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WORMS - Wunderbare, ungewohnte Klänge durchfließen den Heylshof, zart und hoch energetisch, weich und brillant, unmittelbar echt und intensiv berührend. Eine Laute oder besser: Theorbe, deren große Variante mit Bass-Saiten, und eine Oud, die orientalische Form der Laute und zugleich deren Vorläuferin, bieten im Zusammenspiel ein einzigartiges Erlebnis. Historische und musikalische Grenzen lösen sich auf, ebenso kulturelle, religiöse oder geografische, und dies allein durch das Zusammenspiel der sensiblen Saiteninstrumente.
Natürlich sind es die Künstler, deren Konzept und Können ein solches Konzert ermöglicht, der renommierte Oud-Spieler Abbas Mashayekh und der vielgefragte Lautenist Johannes Vogt. Eine wilde Mischung, wie es Vogt bezeichnete, hatten die beiden Saitenprofis dabei, mit Stücken von der „Al Oud bis zur Laute“ von „Renaissance bis Barock“, wie der Titel des Programms lautete. Aber auch von Orient bis Okzident, denn zu altfranzösischen Tänzen gesellten sich persische und spanische, Bachs „Prelude g-moll“ und „Passacaglia“ in hoch interessanten Bearbeitungen standen ein persisches „Esfahan-Präludium und -Allegro“ gegenüber, so wie sich auch eine uralte aramäische Hymne und ein Pfingsthymnus aus dem 13. Jahrhundert begegneten. Zudem wurde Luther mit seinem Lieblingskomponisten Josquin Deprez Reminiszenz erwiesen.
Weltmusik also im besten Sinne, die einerseits durch den Gebrauch der verwandten Instrumente sowie die Auswahl der Stücke die überzeitliche und -gesellschaftliche Geltung von Musik veranschaulichte. Einem Gast aus Syrien im ansonsten bewährten kulturinteressierten Publikum gingen Rhythmus und orientalische Modi besonders nahe, der so interkulturelle Bedeutung spontan fühlbar machte.
PROJEKT
Eingeladen war das Duo von der „Vereinigten Kasino- und Musikgesellschaft Worms“ in Kooperation mit dem „Förderkreis für die Stiftung Kunsthaus Heylshof“ als Auftaktveranstaltung für eine Reihe gemeinsamer musikalischer Projekte.
Das Wort „Laute“ ist aus dem arabischen „Al Oud“ abgeleitet, und die Oud ist auch heutzutage ein gebräuchliches Instrument in der traditionellen morgenländischen Musik. Im frühen Mittelalter fand sie über Kreuzfahrer den Weg von Spanien nach Europa und wurde zur Laute weiterentwickelt, die aktuell meist in historischen Ensembles zum Einsatz kommt. Durch ihre Wesensverwandtschaft ergänzen sie sich ideal und eröffnen ein faszinierendes Klangspektrum. Beide werden in Naturstimmung beziehungsweise historischer Stimmung und wechselnden Modi in tiefer bis mittlerer Lage gespielt. Die Laute ist sanft und wohlklingend, die Oud dagegen etwas rauh, dunkler, manchmal schnarrend und „ungenau“ für unsere Ohren, was sich im Gesamtklang sehr harmonisch mischt und durch diesen besonderen Reiz eine völlig entspannte Hörhaltung entsteht.
In perfekter Abstimmung wurden die beiden großartigen Musiker zu einem einheitlichen Klangkörper, der unterschiedlichste Farben, Rhythmen und Stimmungen transportierte und in einer klangpoetischen Reise zugleich Momente tiefster Ruhe in dieser hektischen Zeit schenkte.