MAINZ - Staunend-amüsiertes Kopfschütteln. Wie kommt man auf so etwas? „Volle Pulle – Flaschenmusik XXL, ein Versprechen, das wir nie gegeben haben, aber jetzt einlösen.“ So kündigt sich das GlasBlasSing-Quintett an, das jetzt im Unterhaus gastierte. Dem Publikum bleibt die Luft weg. Musik auf Leergut-Flaschen aller Größen und Formen. Das ist Recycling der etwas anderen Art. Seit zwölf Jahren sind Endie, Fritze, Möhre, Peter und Frank damit unterwegs und begeistern ihre Zuhörer. Vom einfachen „Alle meine Entchen“ bis zum anspruchsvollen „Rondo alla turca“ von Mozart. Der pure Wahnsinn.
Kein Wunder, dass Frank besorgt reagiert, als in der ersten Zuschauerreihe eine Bierflasche auf dem Boden umfällt. „Vorsicht bitte mit den Instrumenten“, warnt er. Die Flaschen, das sind ihre Instrumente. Mit der 0,33 Liter Longneck habe alles angefangen. Das zufällige Pusten in die halb geleerte Bierflasche abends nach der Probe ihrer Band im Keller irgendwo am Ostharz. Heute sind es Flaschen aller Art: Plastik und Glas, große und kleine. Es gibt ein Flachmanninoff-Xylophon und etwas, das als „Jelzinorgel“ daherkommt. Kleine Fläschchen, aneinandergereiht, einer Panflöte nicht unähnlich. Es gibt eine Basedrum aus einem Plastikwasserspender, Drucksprühflaschen, wie sie im Garten durchaus zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden, oder ein „Coke-Caster“, eine Flaschengitarre. Dann geht es ab, in rasantem Tempo. Dabei haben die Musiker genauso viel Spaß wie ihr Publikum. Begeistertes Gejohle und Pfeifen. Bekanntes und Eigenkompositionen mit sinnfreien Texten gibt es, die Titelmusik von „Mission Impossible“, Elvis’ „Viva Las Vegas“, bei dem Frank an der Basstuba (1,5 Liter-Plastikflasche) das letzte an Atemluft abverlangt wird. Johnny Cashs „Personal Jesus“ ist auch dabei. Dann heißt es Daumenlutschen für Endie und Fritze, damit es beim „Popcorn“ mit Miniflaschen besser ploppt. Und auch mit Kronkorken-Kastagnetten und Bierkästen lässt sich genial Musik machen.
Weil die Musiker nach eigener Aussage gegen Schubladendenken sind, bereiten sie derzeit ihr nächstes Programm vor, mit dem sie ab Januar 2018 starten. Dann nur noch als Quartett. Kostproben gab es jetzt schon. Fazit: Das darf man sich nicht entgehen lassen. Klasse!