MAINZ - Der Einstieg in die neue Saison der Mainzer Meisterkonzerte mit großen Orchestern und internationalen Solisten in der Rheingoldhalle hätte kaum eindrucksvoller ausfallen können. Das Konzertprogramm „Made in America“ des Staatsorchesters Rheinische Philharmonie wird von dem erfahrenen schwarzen Gastdirigenten Wayne Marshall vorgestellt, dessen umsichtiges Dirigat ebenso begeistert, wie seine charmante Verbeugung vor der jungen Gastsolistin Katharina Treutler am Flügel. Neben der phantasievollen „Rhapsody in Blue“ von George Gershwin und Leonard Bernsteins sinfonischen Tänzen aus „West Side Story“ ist Gershwins von Jazz- und Populärmusik inspiriertes „Concerto in F“ für Klavier und Orchester zu hören. Die Eröffnung mit Aaron Coplands Orchestersuite aus der Filmmusik der Thornton-Wilder-Verfilmung von „Unsere kleine Stadt“ (1940) gerät weniger spektakulär. Im romantischen Duktus der auf Orchesterfülle setzenden Komposition entsteht allein aus der Reibung der tiefen Bläser und hohen Streicher ein wenig Dynamik; rhythmisch wenig variabel, schwelgt die Filmmusik etwas plakativ in Wohlfühlharmonien.
Gershwins „Concerto in F“, das als „New York-Sinfonie“ 1925 vollendete Nachfolgewerk der „Rhapsody in Blue“, ist dann aber ganz nach dem Geschmack des Publikums und der Musiker, die an der furiosen Komposition eine Menge Spaß haben. Katharina Treutler ist ein Wirbelwind am Piano, die die bluesgetränkten Rhythmen des Orchesters in der Folge mit feurigen südländischen Trompeten und Kastagnetten-Klängen und jazzigen Ragtime- und New Orleans-Marching-Band-Passagen des entfesselten Orchesters mit ihrem beseelten Pianospiel verbindet. Hier packt Gershwin alles rein, was ihm zur Verfügung steht: von zarten Flötenklängen bis zu den kraftvollen Bläsern in synkopierten Jazzrhythmen.
Wieder einmal vermag die geheimnisvoll eröffnende „Rhapsody“ zu verzaubern. Konsequent durchdacht werden hier Jazz und Populärmusik mit konzertanter Sinfonik verknüpft. Mit den Mitteln des großen Orchesters werden Jazz, Tanz oder Marschmusikklänge mit Blues, Ragtime oder Stride-Piano-Rhythmen und rauschhafter Sinfonik verwoben.
Bernsteins „West Side Story“ gilt als eines der besten und erfolgreichsten Musicals aller Zeiten. 1961 hat er die bekanntesten Tanzmelodien zu einer Orchestersuite zusammengestellt. Das Publikum hat viel Spaß an bekannten Melodien, fetzigen Mambo, ChaChaCha, Jazzrhythmen und den dramatischen Zuspitzungen des Musicals. Streicherseligkeit trifft auf ein Bläser- und Perkussionsinferno der Extraklasse. Mehr noch beeindruckt die Intensität starker Melodien und zündender Rhythmen. Allein der populärste Song „America“ fehlte manchen im Publikum zur vollen Zufriedenheit.