Der Wiesbadener Ringkirchen-Kantor spielt am Sonntag Werke von Namensvettern deutscher Politiker
Kantor Hans Kielblock vor der Ringkirchenorgel. Foto: wita/Paul Müller
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WIESBADEN - Hans Kielblock, Kantor an der Ringkirche, entwickelt gerne originelle Programme. Im Vorfeld der Bundestagswahl spielt er am 17. September Orgelwerke von Merkel, Lindner und Petri. Herr Kielblock, wie klingt Merkel auf der Orgel? Hört man die Raute? Oder zumindest die Herkunft aus einem Pfarrhaus?
Die Idee, ein Konzert mit Komponisten zu veranstalten, die den gleichen Namen wie Bundespolitiker tragen, beruht tatsächlich auf dem Namen Merkel: Gustav Adolf Merkel ist einer der größeren Komponisten für Orgel aus dem 19. Jahrhundert. Seine Musik ist eher bieder, insofern passt sie vielleicht ein wenig zu Angela Merkel.
Bei Lindner könnte die Ästhetik eine besondere Rolle spielen. Gibt es da eine gewisse klangliche Glätte?
Der Komponist, für den ich mich entschieden habe, kommt genauso wie der Politiker aus Nordrhein-Westfalen. Seine Musik ist sehr farbenreich und geradezu „süffig“.
ZUM KONZERT
Anlässlich der Bundestagswahl präsentiert Ringkirchen-Kantor Hans Kielblock sein ganz persönliches „Wahlprogramm“ am Sonntag, 17. September, um 18 Uhr in der Ringkirche.
Kielblock spielt ausschließlich Werke von Komponisten, die den gleichen Namen wie prominente Politiker des Bundestagswahlkampfes tragen. So kommt es zu einem musikalischen Duell zwischen Merkel und Schulz, Lindner, Petri und anderen.
Der Eintritt ist frei. Spenden sind jedoch erwünscht und werden für die Finanzierung der Orgelsanierung eingesetzt.
Petri ist als Komponist ja kein Einzelfall. Für welchen Petri haben Sie sich entschieden? Kann man da, ganz im Sinne musikalischer Leitkultur, eine Tendenz zur Marschmusik konstatieren?
Ich habe mich für den einzigen Petri entschieden, der etwas für Orgel hinterlassen hat: den Niederländer Willem Petri. Sein Stück ist eine Ciaconna mit Fuge, also keine Marschmusik, aber auch eine sehr strenge, konservative Form.
Na also. Aber wo bleiben die linken Positionen? Geben Sie etwa ein rechtslastiges Konzert?
Natürlich nicht. Es gibt auch ein Stück von Eckardt, ohne Göring, und Stücke von Wagner und Knecht, die man dann hintereinander denken muss.
Auch wenn die Wahl ja geheim ist und geheim bleiben soll: Welchen der Kandidaten spielen Sie am liebsten?
In dem Programm habe ich einige ganz unerwartete Entdeckungen gemacht. Ich habe die Stücke ja nicht nach der Musik, sondern nach den Namen der Komponisten ausgewählt. Überrascht haben mich besonders die Stücke von Petri und Eckardt, die zu meinen Favoriten zählen.
Rechnen Sie damit, dass der Applaus auch politisch gefärbt sein wird?
Ich hoffe sehr, dass niemand auf Grundlage des Konzertes seine Wahlentscheidung treffen wird. Das Schöne an Musik ist ja, dass sie unabhängig von politischen Ansichten gehört werden kann. Daher könnte es sein, dass es ganz unverkrampfte Begeisterung an unerwarteter Stelle gibt.
Welche Partei wird mit dem Konzerterlös unterstützt?
Als Kirchengemeinde sind wir selbstverständlich unparteiisch, daher ist der Konzerterlös auch für die Finanzierung der Orgelsanierung bestimmt. Zu den Entdeckungen dieses Programms gehört viel Musik aus der Zeit um 1900, der Zeit, in der die Ringkirchenorgel gebaut wurde. Dadurch kann sich das Instrument von seiner besten und besonders farbenreichen Seite zeigen.