Manfred Beilharz und Alexandra Finder eröffnen „Bücher-Theater“ im Literaturhaus
Mit einer Lesung aus Tankred Dorsts „Merlin oder Das wüste Land“ eröffnen Schauspielerin Alexandra Finder und der ehemalige Intendant Manfred Beilharz das Wiesbadener „Bücher-Theater“.
Von Viola Bolduan
Manfred Beilharz
(Archivfoto: Volker Watschounek)
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WIESBADEN - Die Aufführung dauert einen ganzen Tag, will man Tankred Dorsts gewaltiges Theaterstück „Merlin oder Das wüste Land“ auf die Bühne bringen. Die Zeit innerhalb des Dramas läuft schließlich auch über Jahrzehnte von des Zauberers Merlin Geburt bis zum Tod seines Zöglings König Artus.
In Wiesbaden war das Werk bei den Maifestspielen 2016 in Anwesenheit des Autors zu sehen. Tankred Dorst starb im folgenden Jahr im Alter von 91 Jahren. Sein Freund und Mitstreiter fürs Theater, der frühere Wiesbadener Intendant Manfred Beilharz, erstellte unmittelbar nach Dorsts Tod eine „Merlin“-Lesefassung, dass dessen „Jahrhundertwerk“ (Beilharz) nicht vergessen werde. Im privaten Kreis hat er diese Lesung schon getestet – am Mittwoch, 24. Oktober, präsentiert er sie öffentlich im Literaturhaus Villa Clementine und beruhigt: Für die Lesung ist der Marathon des Stücks auf „knapp über eine Stunde“ zusammengestrichen – „eine gigantische Arbeit“, sagt er.
„Mit diesem Verrat bröckeln die Ideale“
Die Geschichte also konzentriert sich auf Artus und den Ehebruch seiner Frau Ginevra mit Artus’ bestem Freund Lancelot. „Mit diesem Verrat bröckeln die Ideale“, kommentiert Beilharz. Um das Scheitern von Utopien ging es Autor Dorst in seinem „Merlin“ ja auch.
Warum das Stück gerade heute wieder wichtig ist? „Die Vision von Solidarität, Brüderlichkeit, Anstand und der Traum von der Gleichheit aller am runden Tisch wartet weiterhin auf Realisierung“, antwortet Manfred Beilharz, der mit seiner „Merlin“-Lesung die neue Reihe eines „Bücher-Theaters“ als Veranstaltung des Fördervereins Literaturhaus eröffnet.
Mit „Woyzeck“ gemeinsam auf Tournee
Bei der Vorstellung ist er aber nicht allein. Alexandra Finder, Schauspielerin am Wiesbadener Theater während Beilharz’ Intendanz, seitdem engagiert in vielen Rollen für Bühne, Film und Fernsehen, ist seine Partnerin bei der Lesung. Hatte Manfred Beilharz gemeinsam mit Dramatiker Tankred Dorst in Bonn einst (1992) die Theater-Biennale gegründet, so spielte Alexandra Finder unter anderem die Rolle der Marie in seiner Wiesbadener „Woyzeck“-Inszenierung, mit der sie gemeinsam auf internationalen Festivals unterwegs waren. „Viele andere Regisseure haben mit dieser tollen Schauspielerin Großes in Wiesbaden geleistet“, erinnert Beilharz anerkennend.
LESUNG
„Bücher-Theater“ mit Manfred Beilharz und Alexandra Finder, eine Lesung aus Tankred Dorsts „Merlin“, am Mittwoch, 24. Oktober, 19.30 Uhr, im Literaturhaus Villa Clementine, Wilhelm-, Ecke Frankfurter Straße. Eintrittskarten kosten zehn Euro (kein Vorverkauf).