Krimiautor Martin Walker im Wiesbadener Literaturhaus
Die Kriminalfälle in „Bruno – Chef de police“ spielen in seiner französischen Wahlheimat Périgord. Martin Walker plauderte über Land und Leute und die Figuren seiner Krimiserie.
Von Bärbel Schwitzgebel
Der Schotte Martin Walker ist Historiker, politischer Journalist und Schriftsteller. Er lebt im Périgord.
(Foto: Volker Watschounek)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
WIESBADEN - Wer die Krimiserie von Martin Walker um „Bruno – Chef de police“ kennt, weiß wohl, dass es hier nicht nur um spannende Kriminalfälle geht – gerne auch mit weltpolitischem Hintergrund. Vor allem aber liegt dem Schotten, der als Historiker und politischer Journalist gearbeitet hat und im Vorstand eines Think Tanks tätig ist, die Schilderung seiner französischen Wahlheimat am Herzen, weswegen die Romane auch schon mal als „Liebesbriefe an das Périgord“ bezeichnet werden. Und nicht zuletzt spielt die hervorragende Küche der Region eine tragende Rolle: Detaillierte Beschreibungen der ländlichen Tafelfreuden machen Appetit auf mehr. Immerhin ist der Autor und Hobbykoch mit einer Gastrokritikerin verheiratet und hat auf Wunsch zahlreicher Leser ein bibliophiles Kochbuch herausgebracht.
Reihe wurde in 19 Sprachen übersetzt
Was man allein aus der Lektüre der, inzwischen in zehn Bänden vorliegenden und in 19 Sprachen übersetzten Reihe nicht erfährt, ist dass Martin Walker außerdem ein äußerst amüsanter Unterhalter und geistreicher Geschichtenerzähler ist. Das war jetzt wieder live zu erleben bei der Vorstellung des jüngsten Bands „Revanche“, zu der die Buchhandlungen Vaternahm und Büchergilde ins voll besetzte Literaturhaus geladen hatten.
Assistiert von Gert Zimanowski las Walker dort einige Passagen des Romans. Im Wesentlichen aber plauderte er über Land und Leute, teilte seine Begeisterung über die prähistorische Bedeutung der Region um die Höhle von Lascaux, in die es ihn zunächst besuchsweise verschlagen hatte, bis ihm seine Frau Julia während der Vorbereitung zu einem Interview mit Bill Clinton übermittelte, dass sie ein Haus zu kaufen gedenke.
Dorfpolizist Pierrot inspirierte zur Figur des Bruno
Eine weise Entscheidung, wie Martin Walker betonte. Nicht nur, weil er sich hier an einer Wiege der Kultur weiß, dem frühesten bekannten Ort, an dem die Toten rituell bestattet wurden und Gemeinschaften füreinander gesorgt haben, sondern auch, weil er Menschen wie den Dorfpolizisten Pierrot getroffen hat, der die lebende Inspiration für „Bruno – Chef de police“ geworden ist und heute gerne für Touristen Bücher signiert.
All das und noch viel mehr – etwa über seinen Hahn Sarko(zy) und die Henne Angela – berichtet Walker in passablem Deutsch mit charmantem Akzent, das er mit der „Dreigroschenoper“, Marlene Dietrich und den „Toten Hosen“ gelernt haben will. Und weil es in „Revanche“ um den mysteriösen Schatz der Templer geht, schließt sich gleich noch ein kleiner historischer Exkurs über die Geldgeschäfte der Ritterorden an. Noch nicht genug der vielseitigen Performance? Amélie, die farbige Mitarbeiterin aus dem Justizministerium, die Bruno diesmal bei seinen Ermittlungen unterstützt, kann Ella-Fitzgerald-Songs zum Besten geben. Warum sollte Martin Walker das nicht auch können?