Felix Maria Arnet und sein Buch über ein Tabuthema
„Brutal gescheitert“! heißt der Titel des neuen Buchs: Der Wiesbadener Coach und Autor Felix Maria Arnet erzählt von eigenen Erfahrungen – und was auch Jogi Löw davon lernen kann.
Der Wiesbadener Felix Maria Arnet hat mit seiner Werbeagentur „Ahoi“ Schiffbruch erlitten – und ist seitdem als Coach, Autor und Vortragsredner erfolgreich.
(Foto: Anja Jahn)
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WIESBADEN - Gerade hat die Buchmesse es wieder gezeigt: Es gibt Tausende von Büchern zum Thema Erfolg – Biographien und Lebenshilfe, Ratgeber und Esoterik. Aber nur ganz wenige handeln vom Scheitern. Der Wiesbadener Coach, Trainer und Vortragsredner Felix Maria Arnet hat jetzt schon das zweite zu diesem Tabuthema geschrieben.
Herr Arnet, Sie erzählen in Ihrem neuen Buch „Brutal gescheitert!“ Ihre eigene Lebensgeschichte. Warum?
Ich hatte schon in meinem ersten Buch – „Gescheit gescheitert“ – das Thema angerissen. Jetzt wollte ich meine komplette Geschichte erzählen und auch von den Lehren, die ich daraus gezogen habe. Das kann sicher auch anderen Menschen in ähnlichen Situationen helfen. Meine Anregung ist, dass wir uns vorher schon stärken, damit wir in einer Krise besser aufgestellt sind. Scheitern ist kein in Stein gemeißelter Zustand – danach geht es auch wieder aufwärts.
Was war bei Ihnen passiert?
Ich war mit meiner Werbeagentur „Ahoi“ seit 1993 sehr erfolgreich. Wir hatten 40 Angestellte und große Aufträge. Aber wir kamen nicht mit der steilen Kurve nach oben klar und haben auch Management-Fehler gemacht. 2011 gingen wir in die Insolvenz. Für mich war das als Gründer der Firma dramatisch.
Was war das Schlimmste am Scheitern für Sie?
Die Scham. Jeder spricht einen darauf an. Aber man muss dennoch rausgehen und darf sich nicht verstecken. Schlimm ist auch: Bei der Schufa steht auch nach Tilgung der Verbindlichkeiten drei weitere Jahre ein Eintrag – da können Sie keinen Mietvertrag bekommen, noch nicht einmal für 15 Euro etwas per Rechnung bestellen oder einen Handyvertrag abschließen. Daran merken Sie dann: Ich bin gescheitert.
Und was hat Ihnen geholfen?
Ich hatte einen großen Vorteil: Ich hatte schon vor meinem Scheitern eine eigene Coaching-Ausbildung und eine Gesellschaft gegründet, bei der ich angestellt bin. Das hat mich getragen. Aber außerdem sollte jeder sich in so einer Phase einen Co-Piloten suchen. Ich hatte das Glück, dass ich in der Zeit die neue Frau an meiner Seite kennengelernt habe. Mit ihr habe ich eine „Scheitermap“ entwickelt. Das ist ganz wichtig, um wieder einen Überblick zu gewinnen, wo man hin muss und will. Und auf dieser Basis einen Plan zu machen. Sonst ist man in der Situation einfach komplett kopflos.
Die Verzweiflung über das eigene Scheitern ist wohl noch größer, je prominenter jemand ist. Was sagen Sie dem deutschen Fußballnationaltrainer, der mit seiner Mannschaft schon bei der WM ausgeschieden ist und aktuell auch gegen die Niederlande eine Niederlage einstecken musste?
In Deutschland ist Scheitern einfach immer noch ein Tabu. In den USA ist das anders: Krönchen richten und weiter. Aber entscheidend ist in der Niederlage die Akzeptanz. Es ist passiert. Und ab diesem Zeitpunkt muss auch ein Jogi Löw schauen, dass es wieder nach vorne geht. Wir halten uns viel zu lange auf mit Vorwürfen. Ich finde, wir beschäftigen uns zu viel mit der Warum-Frage. Das lähmt.
Ist es auch ein Weg, das Erlebte von der Seele zu schreiben?
Ich jedenfalls habe auch in der schlimmsten Zeit immer alles aufgeschrieben: Wie es mir ergangen ist, wie es wieder aufwärtsging. Daraus habe ich den Vortrag „Wie ein Koffer ohne Griff“ entwickelt – und das erste Buch.
Sie sind dadurch zum Experten für das Tabuthema geworden. Gibt es ein drittes Buch?
Nein, jetzt ist auch gut. Das nächste Buch heißt „Lass Dich frei“ und beschäftigt sich damit, was uns lähmt. Und wie wir das loswerden. Dann also auch ein Erfolgsbuch.