Fatoumata Diarawa aus Mali begeistert beim Rheingau Musik Festival auf der Seebühne Schloss Vollrads / Musikalische Botschaften auf Bambara.
Von Birgit Emnet
Mitarbeiterin Lokalredaktion Wiesbaden
Die Sängerin Fatoumata Diawara hat „etwas zu sagen“: Musik aus Mali auf der Seebühne von Schloss Vollrads.
(Foto: RMF/Ansgar Klostermann)
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OESTRICH-WINKEL - Wenn jemand den Leitgedanken des diesjährigen Rheingau Musik Festivals (RMF), „Courage“, perfekt personifiziert, dann ist es Fatoumata Diawara, Sängerin, Schauspielerin und Tänzerin aus Mali, Westafrika. Die 1982 geborene Singer-Songwriterin, die 2011 mit ihrem ersten Album „Fatou“ den internationalen musikalischen Durchbruch schaffte, war als Zwölfjährige von ihrem Geburtsland Elfenbeinküste zu einer Tante nach Mali gezogen, wo sie in Bamako das Theatermilieu kennenlernte und erste Filmrollen erhielt. Mit 19 Jahren flüchtete sie vor einer Zwangsehe, machte in Frankreich zunächst als Schauspielerin Karriere, avancierte dann als Musikerin. Sie erlangte internationale Reputation, als sie 2013, zurückgekehrt in die vom Bürgerkrieg zerrüttete Heimat, mit einer westafrikanischen Supergroup „United Voices of Mali“ zusammen mit Oumou Sangaré, Toumani Diabaté und Amadou & Mariam ein Friedenslied für Mali aufnahm, um nicht nur weltweit auf die Probleme in ihrem Land aufmerksam zu machen, sondern auch den eigenen Landsleuten Zuversicht und Stärke zu geben.
Mit dieser Botschaft ist Fatoumata Diawara, die mittlerweile mit Herbie Hancock, Roberto Fonseca und Paul McCartney musizierte, nun auch hier, beim RMF-Abend auf der Seebühne von Schloss Vollrads. Idyllischer Sommerabend, gut gelaunte Gäste im Garten mit dem imposanten Schlossturm aus dem 14. Jahrhundert. Tradition trifft auf Moderne, Afrika meets RMF. Kontraste, die dennoch zwanglos und stimmig verschmelzen. Traditionalistin auch sie, die Sängerin Fatoumata Diawara. Charismatisch, ein Bühnenmagnet, und musikalisch experimentell zugleich. Sie singt zwar traditionell in Bambara, ihrer Muttersprache, die Moderationen dazwischen sind aber auf Englisch. Sie will die Inhalte ja auch vermitteln. Themen wie Migration, aber auch Familie, Geborgenheit und Zuneigung, Respekt, Demut und unbedingten Einsatz für die Zukunft der Kinder. „Wir sind ja nur kurze Zeit hier auf dieser Welt und sollten deshalb Liebe und Frieden erleben“, sagt die Frau auf charmanteste Art, in deren Land islamistische Milizen seit 2012 den Norden terrorisieren und blutige Auseinandersetzungen mittlerweile bis ins Zentrum nach Bamako ausstrahlen.
„Fenfo“, etwas zu sagen, ist also folgerichtig der Titel ihrer neuen Platte, und zu sagen hat Fatoumata Diawara eine Menge. „Kokoro“, das Erbe, ein Song mit positivem Ansatz über Afrika, das so viel mehr ist als die Probleme, über die hierzulande fast ausschließlich berichtet wird. Mehr als Kriege, Hungersnöte, Armut. Das reiche musikalische Erbe Malis, wo die Künstler schon immer Gehör finden. „Timbuktu Fasso“, „Nterini“, oder der Titelsong „Fenfo“, elektronisch-akustische Melanges aus Mali-Folk, Afropop, Blues, Jazz, Rock und einer gehörigen Prise Funk („Negue Negue“). Mit ihrer vorzüglichen Band Yacouba Kone (Gitarre), Sekou Bah (Bass), Arecio Smith (Keyboards) und Jean-Baptiste Gbadoe (Drums) versetzt die Künstlerin, deren Schwangerschaft ihrer Bühnenpräsenz eher noch einen Extraschub Frauenpower verleiht, das Publikum mühelos nach Bamako. Und zum Schluss animiert sie gar zum Mitsingen und Tanzen. Eine gelungene Fusion von Rheingau-Ambiente und Weltmusik.