Das Bühnengeschehen im Staatstheater Wiesbaden soll in besseres Licht gerückt werden. Bis Frühsommer 2019 möchten die Theaterfreunde 15000 Euro gesammelt haben.
Von Volker Milch
Redakteur Kultur/Politik/Wirtschaft Wiesbaden
Beleuchtungs-Chef Andreas Frank mit einer der Lichtrampen, die durch LED-Technik ersetzt werden sollen.
(Foto: René Vigneron)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
WIESBADEN - „Mehr Licht“ sollen Goethes letzte Worte gewesen sein. Experten halten es aber für wahrscheinlicher, dass er einen Nachttopf verlangt hat. Unstrittig ist hingegen unter Wiesbadens Theaterfreunden, dass das Staatstheater „Mehr Licht!“ gut gebrauchen kann. Unter dieses Motto – mit Ausrufezeichen – hat der rührige Verein eine Spendenaktion zugunsten einer neuen Lichtrampe gestellt.
„In den Farben stufenlos variabel“
Worum es sich dabei handelt, erläutert Andreas Frank, Leiter der Beleuchtung am Staatstheater, auf der Bühne des Großen Hauses. Am Bühnenrand hat er eine „Fußrampe“ aus dem Bestand installiert, die „ein schönes Licht macht, wenn zum Beispiel die Sänger nach vorne kommen“. So lässt sich etwa, je nach Farbe, Nachtatmosphäre zaubern. Aber die Leuchtstoffröhren dieses schon älteren Modells sorgen für eine „bauliche Höhe“, die Zuschauern im Parkett die Sicht verstellt: „Im Ballett sieht man die Beine nicht mehr.“
Diesen unerfreulichen Zustand werde es mit der rund 14 Meter langen und nur vier Zentimeter hohen Lichtrampe, die mit Hilfe der Theaterfreunde angeschafft werden soll, nicht mehr geben. Außerdem werde der Stromverbrauch durch den Einsatz von Leuchtdioden viel geringer sein. „Die, die wir haben wollen, ist in den Farben stufenlos variabel“, ergänzt Bernd Fülle, Geschäftsführender Direktor des Staatstheaters.
Die Modernisierung hat ihren Preis: Rund 15 000 Euro wird die Lichtrampe über die ganze Bühnenbreite kosten. Umso erfreuter zeigte sich die Theaterleitung über die Bereitschaft der Theaterfreunde, sich nach der Unterstützung für die Anschaffung eines Konzertflügels nun einem neuen Förderprojekt zuzuwenden. „Wir haben diese Bitte gerne aufgegriffen“, sagt Mit-Organisatorin Carmen Everts aus dem Beirat der Theaterfreunde: „Die Akteure auf der Bühne wie das Publikum im Zuschauerraum profitieren von einer guten Lichtregie, die unterschiedliche Stimmungen erzeugen und die Betrachter in die Handlung ziehen kann.“
Die Theaterfreunde haben sich zum Ziel gesetzt, die notwendige Summe bis zum Frühsommer 2019 eingesammelt zu haben. Helmut Nehrbaß, der Vorsitzende des Vereins, möchte in den nächsten Wochen „gezielt auf Firmen zugehen“ und verweist auf die stolzen Summen der jüngsten Vergangenheit. In diesem Jahr hat der Verein schon 30 000 Euro für einen neuen Konzertflügel zur Verfügung gestellt, aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen außerdem 25 000 Euro, mit denen unter anderem Staatsmusical und Musik-Theater-Labor unterstützt werden. Für eine neue Harfe hatten die Theaterfreunde 11 000 Euro gespendet, für ein Cembalo 15 000.
Das Resultat einer solchen Spendenaktion sollte für die Mitglieder „greifbar“ sein, betont Helmut Nehrbaß. Und das Ziel müsste, wie im Fall der 15 000 Euro für die Lichtrampe, erreichbar sein.
Die Objekte auf der aktuellen Wunschliste des Staatstheaters würden sich schnell im sechsstelligen Bereich bewegen, sagt Bernd Fülle. Schon ein einzelner Scheinwerfer könnte über 10 000 Euro kosten.
Umstellung auf LED auch im Zuschauerraum
Im Zuschauerraum wurde die Beleuchtung bereits auf LED umgestellt. Das Land Hessen hatte dabei, wie berichtet, die Staatstheater in Kassel, Darmstadt und Wiesbaden mit insgesamt 475 000 Euro unterstützt. Der Kronleuchter im Großen Haus werfe trotz der neuen Technik ein Licht „wie eine alte Kohlefadenlampe“, freut sich Beleuchtungs-Chef Andreas Frank. Die Kohlefadenlampen waren die ersten Glühlampen, die einst die Gasbeleuchtung ersetzt haben. Ihre Farbtemperatur ähnelt jener des Gaslichts. Der nostalgische LED-Kronleuchter lässt sich auch herabdimmen – weniger Licht kann manchmal mehr sein.