WIESBADEN - Ein Raunen, wie es Detlev Reymann erhofft oder gar erwartet hatte, ging nicht durchs Publikum. Dabei haben die Zahlen, die der Präsident der Hochschule Rhein-Main für seinen Vortrag „Hochschulen in Wiesbaden – Motor der Zukunft?“ zusammengetragen hatte, durchaus Beeindruckendes: Die wenigsten haben wohl auf dem Schirm, dass die Landeshauptstadt Sitz von insgesamt sechs Hochschulen (die Hochschule Fresenius, ab 2018 eingerechnet) ist, die 15 640 Studierende zählen. Eine laut Reymann „nennenswerte Größenordnung“, die in der Stadt „zu wenig sichtbar“ werde.
Überschaubare Besucherzahl
Sie spiegelte sich auch nicht im Besuch seines Vortrags im Rahmen der Reihe „Zukunft im Kulturerbe“ wider; die Anzahl der Besucher war überschaubar. Das Interesse der überwiegend älteren Gäste indes war dem Gartenbauwissenschaftler, der die Hochschule, „mit der Wiesbaden fremdelt“, seit 2009 führt, gewiss. Neben der Hochschule Rhein-Main (aktuell 12 800 Studierende) bereichern die Hochschule Fresenius (ab 2018), die Hessische Hochschule für Polizei und Verwaltung, die Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung sowie die EBS (Universität für Wirtschaft und Recht) und die Musikakademie das Hochschulleben Wiesbadens. Und somit das studentische Leben: Die Studierenden machten rund fünf Prozent der Wiesbadener Bevölkerung aus, rechnet Reymann vor. Das sei eine respektable Größenordnung. „Ich bin ratlos“, räumt der Präsident, der sich ein verbessertes (Kooperations-) Verhältnis zur Stadt Wiesbaden gleich zu Beginn seiner Amtszeit auf die Agenda geschrieben hatte, in puncto mangelnder Wahrnehmung ein. Das vor sechs Jahren gegründete „Netzwerk der Wissenschaft“ habe zwar zur Verbesserung beigetragen, ein Allheilmittel jedoch scheint es nicht zu sein.
Übereinstimmung bei Reymann und Thomas Weichel von der „Stabsstelle Kulturerbe“, das die Vortragsreihe verantwortet, dass die Chancen des Hochschullebens in der Stadt noch immer zu wenig ergriffen würden. Zwar gibt es inzwischen eine Reihe von Kooperationen zwischen der Stadt und der Hochschule sowie anderen Unternehmen, die „Wechselwirkungen zwischen Hochschulen und Stadt“ jedoch seien nach wie vor nicht genügend berücksichtigt. Dabei, sagt Reymann, „ist die Förderung der Hochschulen von strategischer Bedeutung für die Stadt“. Der 60-Jährige untermauert seine These mit einer Fülle von Vorteilen für die Stadt – seien es unter anderem die Altersstruktur, die Attraktivitätssteigerung für Unternehmensansiedlungen, die Wirtschaft, das Wohnen und die Kultur.
Nicht zuletzt, sagt Reymann, sei die Hochschule Rhein-Main mit ihren 800 Mitarbeitern (darunter 300 Professoren) ein bedeutender Arbeitgeber.