Anna Katharina Hahn wird neue Mainzer Stadtschreiberin
Von Johanna Dupré
Redaktionsleiterin Kultur Mainz
Anna Katharina Hahn folgt 2018 auf Abbas Khider. Foto: ZDF
( Foto: ZDF)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
MAINZ - Die nächste Mainzer Stadtschreiberin heißt Anna Katharina Hahn – das gaben die Stadt Mainz und das ZDF bekannt. Hahn wird 2018 auf Abbas Khider folgen, und so die 34. Trägerin des mit 12 500 Euro dotierten Literaturpreises werden, den Stadt, ZDF und 3sat gemeinsam vergeben. Hahn, die seit den 90ern kürzere literarische Arbeiten veröffentlichte, gab ihr Romandebüt 2009 mit „Kürzere Tage“ – einem Roman aus dem Milieu des links-grünen Stuttgarter Bürgertums. Die Stadtschreiber-Jury würdigt sie als „durch und durch heutige Autorin“, die „mit großartiger Menschen- und Milieukenntnis“ sowie durch „ebenso präzisen wie ironischen Sprachwitz“ überzeugt: „ Sie ist die große Erzählerin des jungen Bürgertums ihrer schwäbischen Heimat mit allen seinen Irrungen und Abgründen“, so die Jury.
„Schmaler Grat zwischen Normalität und Absturz“
Letzteres will Hahn, die derzeit einen Lehrauftrag in den USA innehat, nicht ganz ohne Einschränkung gelten lassen. „Der Stempel, ich würde so viel über das Bürgertum schreiben, pfupfert mich ein bisschen, wie der Schwabe sagt“, erklärt die mehrfach ausgezeichnete Autorin (Brentano-, Doderer- und Koeppen-Preis). Das Bildungsbürgertum sei zwar ihr Herkunftsmilieu, dem auch einige ihrer Figuren entstammen. „Aber was ist mit all den Armen, den Obdachlosen, Abgestürzten, Aussteigern, Alkoholikern und Depressiven, die meine Bücher bevölkern? Ihnen eine Stimme zu geben, ist mir wichtig“.
Tatsächlich spielt ihr neuester Roman „Das Kleid meiner Mutter“ (2016) im krisengeschüttelten Spanien. Die Protagonistin und ihre Freunde gehören der „verlorenen Generation“ an: Junge Akademiker, die wegen der hohen Jugendarbeitslosigkeit kein Auskommen finden und auf die Unterstützung ihrer Eltern angewiesen sind – deren Gehalt oder Rente dafür jedoch auch nur gerade so reicht. Zu zeigen, „wie schmal der Grat zwischen „Normalität und Absturz ist“ – auch das ist ein Anliegen Hahns.
WICHTIGE WERKE
Ihr Romandebüt gab Anna Katharina Hahn 2009 mit „Kürzere Tage“.
2012 erschien „Am schwarzen Berg“, das den Höhepunkt der Proteste gegen „Stuttgart 21“ einfängt.
Ihr jüngster Roman ist „Das Kleid meiner Mutter“ (2016, Suhrkamp) dessen Handlung im Spanien der Eurokrise spielt.
Mainz, wo ab Februar die Stadtschreiberwohnung über dem Gutenberg-Museum auf Hahn wartet, ist der bald 47-Jährigen nicht fremd. Sie war hier bereits zu Lesungen, schätzt insbesondere die Rheinlage. In einer „so charmanten Stadt“ bald ein Domizil zu haben, gefällt ihr: „Ich werde die Wohnung bestimmt nutzen, um dort an meinem neuen Roman zu arbeiten“, sagt Hahn.