Zwei Ausstellungen mit experimenteller Fotografie in der Darmstädter Kunsthalle
Von Annette Krämer-Alig
Kulturredakteurin Darmstadt
Die Darmstädter Kunsthalle zeigt ab Ende Januar 2018 Arbeiten von Alex Hanimann. Darunter ist eine Serie, für die er alte Presseaufnahmen – hier die Ermordung Hanns Martin Schleyers – am Computer überrastert und in eine Zeichnung übertragen hat. Foto: Kunsthalle
( Foto: Kunsthalle)
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DARMSTADT - Noch bis 7. Januar ist die Darmstädter Kunsthalle Ort der 38. Jahresausstellung der Darmstädter Sezession sowie der Studioausstellung von Julian Irlinger. Danach wird sich das Programm seines Hauses bis zum Sommer „auf Tendenzen der Fotografie und damit das Sehen selbst fokussieren“, wie Kunsthallendirektor León Krempel sagt.
Den Auftakt macht die Schau „Trapped – Fallen und Raster“. Ab 25. Januar sind darin zwei Bildsequenzen von Alex Hanimann zu sehen. In der einen, neuen Serie stellt der Künstler dabei mit Fotofallen entstandene, nächtliche Zufalls-Aufnahmen von Wildtieren vor: Bilder, deren Kontext sonst die Naturwissenschaft ist, die er aber zu Kunstwerken gemacht hat, indem er sie in Leuchtkästen montierte. Dabei verlieren die Aufnahmen ihre vorgebliche „Objektivität“, und die Tiere werden zu Gespenstern mit leerem Blick, denen der Mensch mit seiner Kameratechnik im natürlichen Gefüge vielleicht zu nah auf den Pelz rückt. Im Zentrum der zweiten großformatigen Bilderserie Hanimanns stehen dagegen Raster-Arbeiten. Sie beruhen auf berühmten Zeitungsbildern der sechziger und siebziger Jahre, die Alex Hanimann digitalisiert, vergrößert, mit einem standadisierenden Druckraster versehen und schließlich in Tuschezeichnungen übersetzt hat.
Ab 24. April 2018 füllt Hans-Jürgen Raabes Langzeitprojekt „990 Faces“ die Säle. Seit 2010 ist Raabe dabei, an 33 atmosphärischen Orten weltweit jeweils 30 farbige Porträtaufnahmen zu schießen, womit er nicht nur ein Fotografien der Menschen, sondern auch ein Porträt des Ortes schaffen möchte. Denn für ihn sind Menschen und Ort untrennbar verwoben. Bisher hat Raabe 18 seiner Stationen besucht: In den daraus entstandenen 15 Büchern sind unter anderem Aufnahmen aus Myanmar, Lourdes oder Papua-Neuguinea zu sehen, aber auch das Oktoberfest und die Documenta.
Monumentalgemälde im Foyer
Gleichzeitig wird die Wand im Foyer der Kunsthalle zum Täger eines ungewöhnlichen Stadtbildes. Ulrich Horndash gestaltet ein monumentales Gemälde von fünfeinhalb Metern Höhe und etwa 22 Meter Breite. Diese mehrfarbig-abstrakte gemalte, dann zu Teilen mit Siebdrucken überklebte „Veduta 4“ soll sowohl auf den denkmalgeschützten Fünfziger-Jahre-Bau der Kunsthalle Bezug nehmen, als auch auf die oft geschmähte Nachkriegs-Architektur Darmstadts. Nach den Worten des Künstlers wird hier eine „Ruinenfantasie“ entstehen.