Von Wolfgang DegenWIESBADEN - Bei der weltweiten Polizeiaktion gegen den organisierten Drogenhandel über verschlüsselte Internet-Plattformen waren auch rund 40 hessische Beamte beteiligt. „Wir haben den Fuß in die Tür gestemmt“, kommentierte Sabine Thurau, die Präsidentin des Hessischen Landeskriminalamtes, den Erfolg am Dienstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Generalstaatsanwaltschaft und Zollfahndungsamt.
Etwa ein halbes Jahr hätten die Ermittlungen in dem konkreten Fall an Vorlauf gebraucht. Am 6. November wurden in Deutschland zwei Rechenzentren sowie jeweils eine Wohnung in Ungarn sowie Schottland durchsucht. Die Ermittlungen wegen des Verdachts des bandenmäßigen unerlaubten Handeltreibens richten sich gegen die Betreiber verschiedener Handelsplattformen im Internet sowie gegen Verkäufer und Käufer. Gehandelt wurden unter anderem Kokain, Cannabisprodukte und Crystal Meth. Im Rahmen der Durchsuchungen konnten mehrere Server sichergestellt werden.
Verkäufer und Käufer der Drogen glaubten, durch den Schutz des Anonymisierungsdientes Tor vor Ermittlungen sicher zu sein. Das sei ein Trugschluss, sagte Oberstaatsanwalt Rainer Franosch von der Zentralstelle Internetkriminalität, angesiedelt bei der Generalstaatsanwaltschaft. „Unsere Botschaft ist klar: „Es gibt keine absolute Anonymität im Internet“. Nach einer ersten Sichtung sei damit zu rechnen, dass nach der Auswertung von Kundendaten eine Vielzahl von Beschuldigten ermittelt werden könne. Derzeit seien zwölf Verfahren anhängig. „Wir stehen erst ganz am Anfang“, betonte Franosch. Ein 26-jähriger Beschuldigter, der in Verdacht steht, den Internet-Schwarzmarkt „Hydra" betrieben zu haben, konnte bereits in Ungarn festgenommen werden.
Vom Netz genommen
Die Maßnahmen in Deutschland waren Teil einer international koordinierten Maßnahme, an der Polizei- und Strafverfolgungsbehörden aus 17 Ländern sowie Eurojust und Europol teilgenommen haben. Ausgangspunkt der Ermittlungen waren konkrete Hinweise von US-amerikanischen Strafverfolgungsbehörden, die im Juli 2014 übermittelt wurden. Die weiteren Ermittlungen durch die Gemeinsame Ermittlungsgruppe Rauschgift des Hessischen Landeskrimimalamts und des Zollfahndungsamts Frankfurt am Main ergaben, dass eine der Handelsplattformen von Ungarn aus administriert worden ist, drei weitere der international genutzten Handelsplattformen sind über deutsche Server betrieben worden. Die vier Handelsplattformen wurden am 6. November vom Netz genommen.
Im Zuge der international koordinierten Maßnahme wurden 17 Personen festgenommen, 13 Durchsuchungsbefehle vollstreckt. Sichergestellt wurden Bitcoins im Wert von einer Million US-Dollar, mit dem virtuellen Zahlungsmittel wurden die Drogen bezahlt. Die Ermittler fanden bei den Durchsuchungen zudem rund 180.000 Euro in bar sowie große Mengen an Rauschgift, Gold und Silber. „Der Verkauf von Betäubungsmitteln über Handelsplattformen im Internet ist ein relativ neues Phänomen, dem sich Polizei und Strafverfolgungsbehörden gemeinsam stellen" erläuterte Thurau.
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