Von Hans Dieter ErlenbachMÖRFELDEN-WALLDORF - 156 Landungen von Oktober bis Dezember nach 23 Uhr, 23 Prozent Anteil an den Verspätungen bei nur zwei Prozent Anteil an den Flugbewegungen in Frankfurt; der irische Billigflieger Ryanair bringt die Region rund um den Frankfurter Flughafen und das Hessische Wirtschaftsministerium gegen sich auf, zumal die im Dezember zugesagten Änderungen im Flugplan offenbar nicht greifen. Auch in den ersten Tagen dieses Jahres ist Ryanair wieder überproportional oft an Verspätungslandungen beteiligt.
Wirtschaftsminister droht Ordnungsgeld an
„Das kann nicht sein“, sagt Bürgermeister Heinz-Peter Becker (SPD). Der irische Billigflieger stelle seine wirtschaftlichen Interessen vor das Ruhebedürfnis der Bevölkerung einer ganzen Region und missachte konsequent das von 23 bis 5 Uhr geltende Nachtflugverbot. „Seit Oktober reden die sich raus.“ Dieses Verhalten ist für Becker „völlig indiskutabel“, weshalb er die Bestrebungen der Landesregierung begrüßt, Ryanair mehr an die Kandare zu nehmen.
Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir drohte inzwischen mit einem Ordnungsgeld von bis zu 50 000 Euro pro verspäteter Landung, doch so einfach dürfte das Geld nicht einzutreiben sein, denn die Landesregierung muss Ryanair einen bewussten Verstoß gegen das Nachtflugverbot nachweisen, was extrem schwer sein dürfte. Denn der Planfeststellungsbeschluss lässt sogenannte Verspätungslandungen zwischen 23 Uhr und Mitternacht ausdrücklich zu. Voraussetzung ist Fremdverschulden. Also schlechtes Wetter, ein verzögerter Abflug, der von der Fluggesellschaft nicht zu verantworten ist, oder Streiks im Land, in dem der Flieger startet.
Das alles sind Argumente, mit denen Ryanair die Verspätungslandungen rechtfertigt. Doch für bestimmte Ziele scheint der Flugplan derart eng gestrickt, dass die Flieger nur unter optimalen Bedingungen pünktlich in Frankfurt eintreffen. Ryanair hat zwar angekündigt, die Flugpläne mit einem größeren Zeitpuffer auszustatten, doch geschehen ist bisher nichts.
Interessant ist ein Hinweis auf der Ryanair-Internetseite. Seit Montag dieser Woche dürfen Passagiere keine zwei Gepäckstücke mehr mit in die Kabine nehmen. Denn es hatte sich herausgestellt, dass der Platz in den Gepäckfächern dafür nicht ausreicht. Das Verstauen des Gepäcks erforderte so viel Zeit, dass es immer wieder zu verspäteten Starts kam. In diesen Fällen läge die Schuld für die verspäteten Landungen dann eindeutig bei Ryanair.
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