Von Elke FlogausVERLOBTER TAG Flörsheimer Amateur Theater präsentiert das zweite Bühnenstück zum 350. Jahrestag des Gelöbnisses
FLÖRSHEIM - Der Verlobte Tag – manchen bedeutet er gar nichts, manche hinterfragen ihn kritisch und für viele gehört er zu einer selbstverständlichen Tradition, die sie seit ihrer Kindheit kennen. Dieses Spannungsfeld greift der Autor Ralf Keß in dem neuen Stück des Flörsheimer Amateurtheaters (FAT) „Der Nacht ein Ende“ ebenso auf, wie das Phänomen, dass sich dieses Gelöbnis der Flörsheimer, „solange stehet Stein auf Stein“, seit dem Pestjahr 1666 über 350 Jahre trotz aller politischen Widrigkeiten jährlich wiederholt. Damit ist die FAT-Produktion nach dem Verlobte-Tags-Musical das zweite Bühnenstück, das sich im 350. Jahr nach der Pestepidemie mit dem Thema beschäftigt. „Mein Wunsch ist es, auch die jüngere Generation anzusprechen“, schildert der Autor sein Anliegen und verknüpft Historisches mit menschlichen Emotionen, stellt den Tag des Dankes, des Gedenkens und des Glaubens aber auch mit Zweifeln auf den Prüfstand.
Regisseurin Luzia Platt inszeniert Ralf Keß´ Stück
- VORSTELLUNGEN
Vorstellungen in der Kulturscheune am 4. und 5. November um 19.30 Uhr sowie am 6. November um 17 Uhr (ausverkauft). Am Wochenende darauf beginnen die Vorstellungen am 11. und 12. November um 19.30 Uhr und am 13. November um 17 Uhr. Karten für zehn Euro (ermäßigt sieben Euro) sind im Stadtbüro erhältlich. Mitwirkende sind Ralf Keß, Laura Schröter, Erik Platt, Jean Lauck, Felicitas Weber, Peter Keller, Katharine Klos, Eduard Astaschov, Engelbert Kohl, Hans-Joachim Schäfer, Karl-Heinz Platt, Danise Ploen, Jutta Mohr, Andrea Meyenburg, Sandra Danisch, Stefan Lüthje, Franziska Gerdorff, Claudia Mohr und Calleja-Martin. (elf)
Mal im Hier und Jetzt, mal in Rückblicken nehmen die 19 FAT-Darsteller unter Leitung von Regisseurin Luzia Platt die Zuschauer mit auf eine Reise voller zwiespältiger Gefühle. So kann es Jakob nicht glauben, als Lisbeth ihm 1667 das Ende der Pest verkündet: „Jakob, die Tore sind offen, es ist vorbei“. 60 Jahre später aber ist der gleiche Jakob voller Wut und Bitterkeit über sein Schicksal.
„Der Nacht ein Ende“ als Titel des „Schauspiels wider die Angst“ verspricht Hoffnung und einen Neubeginn nach der überstandenen Pest und ihren vielen Toten. Doch Ralf Keß selbst spielt den „Bedenkenträger“, der nachhakt: Ist denn Religion, Kirche noch notwendig für den modernen Individualisten, der Verlobte Tag noch sinnvoll? Gibt es nicht auch heute Situationen wie die Pest, ob Fluglärm hier oder Kriege in der Welt? In eindrücklicher Weise sprechen die Szenen von Überzeugung und Zweifeln, von Glaube und Protest, von Wut und Dankbarkeit.
Sie erinnern in Zeitsprüngen an menschliche Gefühle der Vorfahren und zeigen mit geschichtlichen Fakten auf, wie sich die Flörsheimer ihren Gedenktag trotz äußerer Widerstände wie evangelischen Landesherren oder der Ideologie des Nationalsozialismus nie nehmen ließen. „Ich sehe so viel, was falsch und verlogen ist“, sagt der Zweifler und gibt dem Publikum ebenso Denkanstöße, wie die Plädoyers für Gottvertrauen und Hoffnung. „Fragen über Fragen und eine Garantie für kurzweiliges Streiten an diesem Theaterabend“, verspricht Autor Ralf Keß.
Mit einer Bank, einem Tisch und ein paar Stühlen ist die Bühnenausstattung eher spärlich und lenkt die Aufmerksamkeit des Publikums umso mehr auf das Geschehen und die eindrücklichen Dialoge der Ensemble-Mitglieder, die im Alter von 18 bis 77 Jahren die ganze Bandbreite der Generationen abdecken. Während Ralf Keß vor etwa einem Jahr mit dem Verfassen des Stücks begann, proben die Schauspieler seit Juli unter Leitung von Luzia Platt für die Aufführungen in der Kulturscheune.
„Wir sind ein gutes Team und wie eine große Familie“, beschreibt FAT-Vorsitzender Manfred Weber den Zusammenhalt der Truppe und stellt erfreut fest, dass die Vorstellung am Sonntag, 6. November, bereits ausverkauft ist.
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